Mit dem Auto auf dem amerikanischen Kontinent unterwegs – Mautstraßen in Nord- und Südamerika

Jersey - Mautstation am Hollandtunnel
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Der Straßenverkehr in Nord- und Südamerika ist geprägt von einem weit verzweigten Netz an Autobahnen, Schnellstraßen und Landverbindungen, das Millionen von Menschen täglich nutzen. Was liegt da näher, als bei einem Besuch dieser schönen Kontinente das Auto für Erkundungen und Tagestrips zu nutzen? Aber in vielen Regionen beider Kontinente spielt die Finanzierung über Mautgebühren eine zentrale Rolle für den Erhalt und Ausbau dieser Infrastruktur. Gerade in wirtschaftsstarken Ländern wie den USA oder Brasilien sind Mautstraßen ein fester Bestandteil des Verkehrsnetzes. Während sich das System regional stark unterscheidet, verfolgen die meisten Länder ein nutzungsbasiertes Gebührenmodell, das eine direkte Zahlung für bestimmte Straßenabschnitte vorsieht. Dadurch wird sichergestellt, dass Investitionen in Bau und Instandhaltung lohnenswert bleiben und der Verkehr kontinuierlich fließen kann – ein Aspekt, der insbesondere in urbanen Ballungsräumen von Relevanz ist. Wir zeigen dir, welcher Staat welches System nutzt.

Mautsysteme in Nordamerika

Vereinigte Staaten von Amerika

Die Vereinigten Staaten verfügen über ein komplexes Netz an mautpflichtigen Straßen, Brücken und Tunneln. Diese sogenannten „Toll Roads“ finden sich vor allem im Nordosten und in dichter besiedelten Regionen, aber auch in einigen westlichen Bundesstaaten. Zu den bekanntesten zählen die New Jersey Turnpike, die Pennsylvania Turnpike und die Florida Turnpike. Die Maut kann an traditionellen Zahlstationen entrichtet werden, wobei viele Bundesstaaten inzwischen auf elektronische Systeme umgestiegen sind. Systeme wie E-ZPass, SunPass oder FasTrak ermöglichen eine automatische Abrechnung über einen Transponder im Fahrzeug oder eine Kennzeichenerfassung.

Diese Systeme sind nicht flächendeckend einheitlich, sodass sich der Reisende je nach Bundesstaat auf unterschiedliche Zahlungsarten einstellen muss. Während manche Strecken weiterhin Barzahlung erlauben, verlangen andere ausschließlich eine elektronische Erfassung. Eine landesweite Vereinheitlichung besteht bislang nicht, was die Nutzung über mehrere Bundesstaaten hinweg mitunter aufwendiger macht.

Im Gegensatz zu Europa, gibt es allerdings keine Vignettenpflicht wie in der Schweiz, Österreich oder mehreren osteuropäischen Ländern. Stattdessen wird jede mautpflichtige Strecke separat abgerechnet. Dies führt dazu, dass nur diejenigen zahlen, die die jeweilige Strecke tatsächlich nutzen.

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Kanada

In Kanada ist das Mautsystem weitaus weniger verbreitet als in den USA. Die bekannteste mautpflichtige Straße ist die 407 ETR (Express Toll Route) in der Provinz Ontario. Sie wird vollständig elektronisch betrieben und nutzt ein System zur Kennzeichenerfassung, bei dem die Gebühren entweder über ein Kundenkonto oder eine nachträgliche Rechnung beglichen werden. Weitere Mautstraßen sind selten, beschränken sich meist auf Brücken oder spezielle Tunnelverbindungen und haben vor allem lokale Bedeutung.

Mexiko

Mexiko verfügt über ein dichtes Netz an mautpflichtigen Autobahnen, bekannt als „Autopistas de Cuota“. Diese verlaufen oft parallel zu kostenlosen Straßen („Libres“) und bieten meist besseren Fahrkomfort, eine höhere Geschwindigkeit sowie ein verbessertes Sicherheitsniveau. Die Bezahlung erfolgt an Mautstationen, bar oder mit Karte, wobei zunehmend elektronische Systeme wie TAG IAVE oder Televía zum Einsatz kommen. Diese ermöglichen die automatische Abrechnung über einen Transponder und verkürzen die Wartezeiten. Trotz der Modernisierung bleibt das System streckenabhängig, ohne landesweite Gültigkeit eines einzigen Bezahldienstes.

Mautregelungen in Südamerika

Brasilien

In Brasilien sind Mautstraßen ein fest integrierter Bestandteil der Verkehrsinfrastruktur. Besonders in wirtschaftsstarken Regionen wie São Paulo oder im Süden des Landes wird ein großer Teil der Autobahnen von privaten Betreibern verwaltet und über Mautgebühren finanziert. Die Kosten unterscheiden sich je nach Strecke und Fahrzeugtyp. Die Bezahlung ist sowohl an Zahlstellen in bar möglich als auch über elektronische Systeme wie Sem Parar und ConectCar, die landesweit genutzt werden können. Diese Transpondersysteme erleichtern die Durchfahrt und verringern Wartezeiten.

Argentinien

In Argentinien sind mautpflichtige Straßen, besonders in und um Buenos Aires, weit verbreitet. Die Bezahlung erfolgt an Zahlstationen, wobei sowohl Barzahlung als auch automatische Erfassung über Systeme wie TelePASE angeboten werden. Durch dieses System können registrierte Fahrzeuge ohne Anhalten passieren, da Kennzeichen oder Transponder automatisch erkannt werden. Auch außerhalb der Hauptstadt gibt es zahlreiche Peajes auf Schnellstraßen, die meist von privaten Unternehmen betrieben werden. Die Gebühren richten sich nach Strecke und Verkehrsaufkommen.

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Chile

Chile hat in den vergangenen Jahren ein modernes Mautsystem entwickelt, das besonders in der Hauptstadt Santiago als zukunftsorientiert gilt. Dort kommt ein sogenanntes Free-Flow-System zum Einsatz, das den Verkehr ohne Schrankenabfertigung ermöglicht. Die Erfassung erfolgt per Kennzeichen oder Transponder, die Abrechnung läuft über ein zentrales Nutzerkonto. Dieses System sorgt für reibungsloseren Verkehrsfluss und geringere Verzögerungen. Auch auf überregionalen Straßen gibt es zahlreiche mautpflichtige Abschnitte mit manueller oder digitaler Abwicklung.

Fazit

Mautstraßen sind in Nord- und Südamerika ein weitverbreitetes Mittel zur Finanzierung von Verkehrswegen. Obwohl sich die Modelle und Technologien von Land zu Land unterscheiden, liegt der Fokus fast überall auf einer nutzungsbezogenen Abrechnung. Anders als in Europa wird keine pauschale Vignette verlangt, sondern eine gebührenpflichtige Nutzung einzelner Strecken eingeführt. Durch die zunehmende Verbreitung digitaler Zahlungsmöglichkeiten wird der Zugang zu diesen Straßen erleichtert – allerdings nur innerhalb der jeweiligen nationalen Systeme.

In den Vereinigten Staaten existieren verschiedene regionale Mautsysteme, während Kanada mit Ausnahmen wie der 407 ETR in Ontario auf ein eher zurückhaltendes Modell setzt. Mexiko stellt ein umfangreiches Netz gebührenpflichtiger Autobahnen bereit, das parallel zu kostenlosen Routen existiert. In Südamerika greifen Länder wie Brasilien, Argentinien und Chile auf nutzungsorientierte Mautmodelle zurück, bei denen Technik und Benutzerfreundlichkeit kontinuierlich verbessert werden. Die Erhebung erfolgt in der Regel automatisiert, oft auch ergänzend zur klassischen Barzahlung.

Mautsysteme auf beiden amerikanischen Kontinenten sind nicht nur ein Werkzeug zur finanziellen Absicherung von Infrastrukturmaßnahmen, sondern auch ein Steuerungsinstrument zur Lenkung des Verkehrsaufkommens. Die technische Entwicklung in diesem Bereich schreitet stetig voran und ermöglicht eine zunehmend unkomplizierte Nutzung, sowohl für Einheimische als auch für internationale Reisende.